Folgender Beitrag wurde ursprünglich in der Auswahl Erstes Lesealter 2015 des SBD veröffentlicht.
Was ist Lesen?
Man schaut in ein Buch und spricht dazu. Das heisst, vorgegebene Schriftzeichen werden optisch erfasst und in gesprochene Sprache umgesetzt.
Diesen Umsetzungsprozess müssen sich lesen Lernende erarbeiten, im Anschluss ans Sprechenlernen, das der Entwicklung der mundmotorischen Bewegungsabläufe folgt.
Als erstes muss die Technik des Lesens erworben werden. Dann erst ist es möglich, sich mittels des Lesens neue Inhalte anzueignen.
- Lernen, um lesen zu können
- Lesen, um zu lernen
Was spielt beim Lesenlernen eine Rolle?
1. Augenfunktionen
Die Augen spielen die zentrale Rolle bei der optischen Aufnahme. Ungefähr 80% an Informationen werden von den Augen erfasst.
Beim Lesen verweilen die Augen etwa 1/3 Sekunde an der gleichen Stelle und erfassen bis circa 7 Buchstaben als Einheit scharf, unabhängig von einem sinntragenden Wortgebilde. Das Zusammenbringen der beiden getrennten visuellen Eindrücke zu einem einzigen, eindeutigen Eindruck geschieht im Zentralnervensystem und kann etwa 1/2 bis 1 Sekunde dauern.
Lesen ist beim Erlernen auf allen Stufen bei gut eingestellten Augen anstrengungsfrei und ausdauernd möglich.
2. Lesbarkeit
Bei der Beurteilung von „Lesbarkeit“ geht es darum, in welcher Zeiteinheit ein Schriftstück gelesen werden kann. Lesbarkeit wird errechnet aus der Zahl der Zeilen pro Seite, der Zahl der Wörter pro Zeile und der Zahl der Silben pro Wort. Sie ist abhängig von den Buchstabenabfolgen, von Rechtschreibbesonderheiten, von seltenen Wörtern sowie Fremdwörtern und vom Satzbau. Ausserdem ausschlaggebend für schnelles Lesen sind eine normgerechte Orthografie, die erwartete Zeichensetzung, die Satzlängen, die Art der Darstellung, die logische Gedankenführung und die Vorkenntnisse der Lesenden.
3. Leserlichkeit / Lesefreundlichkeit
Leserlichkeit bezeichnet das, „was den Augen angenehm ist“. Sie hängt direkt ab von der typografischen Gestaltung der Buchstaben, Zeilen und Flächen.
Zwei in ihrem Aufbau und Inhalt gleiche Texte, typografisch jedoch unterschiedlich gestaltet, beeinflussen die Leserlichkeit ebenso, wie der Wechsel verschiedener Schriftarten. Schriften, die häufig gesehen werden, können schneller und sicherer gelesen werden.