Gesprochene Sprache verfügt über eine unbegrenzte Zahl von Lauten.
Für die schriftliche optische Fixierung steht jedoch nur eine begrenzte Anzahl von Zeichen zur Verfügung.
Dies führte in jeder gesprochenen Sprache bei der Verschriftung zu Abmachungen, welche Lautnormen (Phoneme) mit welchen Schriftzeichennormen (Grapheme) gemäss langer Tradition umgesetzt werden sollen. Schreibende halten sich in der Regel an diese je spezifischen Konventionen.
Wie nun soll geregelt werden?
Für schriftlich fixierte oder zu fixierende Sprache ergibt sich eine weitere Diskrepanz.
Schriftlich fixierte Sprache wird als erstes von den Augen erfasst, also zunächst optisch verarbeitet, gelesen. Vor allem kurze Graphemeinheiten werden von geübten Lesenden direkt der Aussprache (lautes Lesen) oder der Bedeutung (stilles Lesen) oder der entsprechenden Satzstruktur zugeordnet, ohne dass sie zuvor in die ihnen eigenen Phoneme aufgegliedert worden wären.
Umgekehrt verhält es sich beim Schreiben. Was das Gehör aufgenommen hat, wird den entsprechenden Phonemen zugeordnet, für die dann die dafür vorgesehenen Grapheme zu finden sind. Da aber Schreiben eine lange Tradition hat und Schreibkundige sich weigern, umzulernen, bestehen immer wieder Ungereimtheiten.
Es gibt keine Eins zu Eins Entsprechung vom Lesen zum Schreiben und umgekehrt.
Soll die „Rechtschreibung“ zu Gunsten des Lesens „verbessert“ werden, bekommen die Schreibenden Schwierigkeiten. Soll ihnen mit Vereinfachungen Erleichterung verschafft werden, stolpern die Lesenden über den ungewohnten optischen Eindruck.
Fürs Deutsche hat sich KONRAD DUDEN 1901 um eine genormte Rechtschreibung für Beamte bemüht.